Sonntag, 27. Februar 2011

Wie Claudia Roth sich erfolgreich gegen BILD wehrte

Aus dem SPIEGEL 09/2011:

Die politische Klasse spürt die Macht der „Bild“ immer dann besonders, wenn Politik und Privatleben ungut kollidieren. Horst Seehofer hat das erlebt, auch anderen wurde übel mitgespielt, wenn sie sich neu verliebten, ihre Familien verließen, uneheliche Kinder zeugten. In solchen Fällen, wenn sich alle Grundzutaten des Boulevards – Personalisierung, Emotionalisierung, Skandalisierung und Politisierung – in einem Topf verrühren lassen, vergessen die "Bild"-Reporter manchmal, wie im Rausch, die Regeln des Berufs.
Claudia Roth hat diese Erfahrung gemacht; die seltsamen Schlagzeilen über sie sind zwar schon fünf Jahre her, aber bis heute ist sie im Visier des Blatts, nachdem sie sich gegen Anwürfe zur Wehr setzte. "Bild" hatte in großen Lettern und auf großem Raum über eine vermeintliche "Amigo-Affäre" der Grünen-Politikerin berichtet. Der Vorwurf lautete, dass sie ihrem Lebensgefährten "lukrative Staatsaufträge" verschafft habe. Nur war die ganze Geschichte "völlig an den Haaren herbeigezogen und schlichtweg gelogen", sagt Roth.
Den Mann, um den es ging, hatte sie erst kennengelernt, als der angeblich von ihr beschaffte Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz schon seit einem Jahr vergeben war. Am Tag der falschen "Bild"-Geschichte bekam sie es dennoch mit wütenden Bürgern zu tun. In einer Fußgängerzone wurde sie von Leuten als "korrupt und verlogen" beschimpft, und da spätestens sagte sie sich: "Das lasse ich nicht auf mir sitzen." Und sie meinte es ernst.
Sie klagte eine Gegendarstellung ein, in der gleichen Größe, auf dem gleichen Raum wie der Originalbericht, und setzte sich durch. Springer trieb das Verfahren durch die gerichtlichen Instanzen – und immer bekam Claudia Roth Recht. Als der juristische Weg ausgeschritten war, versuchte es Springer anders. Mitarbeitern Roths und Pressesprechern der Grünen wurde wiederholt nahegelegt, sich die Sache mit der Gegendarstellung "noch einmal zu überlegen", schließlich stehe ein Bundestagswahlkampf ins Haus, solche Sachen sagten die Leute von "Bild". In der Rückschau betrachtet wirkt es wie die offene Drohung mit negativer Berichterstattung.
Als die Grünen-Vorsitzende auch darauf nicht einging, wurde ihr von der "Bild"-Redaktion die Veröffentlichung einer großen Homestory angeboten, einer wohlwollenden Geschichte über sie und ihr Leben, als Wiedergutmachung gewissermaßen. Aber Roth blieb hart: "Ich verkaufe doch nicht meine Ehre", sagt sie.
Die Gegendarstellung erschien schließlich, riesig, geisterhaft, versehen mit der kleinlauten Bemerkung: "Frau Roth hat Recht. Die Redaktion." Und als sie am Tag ihres Siegs über "Bild" eine Feierzum 60-jährigen Bestehen der CDU im Theater am Schiffbauerdamm besuchte,standen Kollegen bei ihr Schlange, um sie zu ihrem Mut zu beglückwünschen. "Was ist das bitte schön für ein System", sagt Roth, "wo es schon als mutig gilt, sich gegen eindeutig falsche Tatsachenbehauptungen zu wehren?"
Seither ist Claudia Roth immer mal wieder in der "Bild"-Zeitung vertreten, als "Verlierer des Tages" oder, wie neulich, auf Platz 2 einer "Bild"-Rangliste über "Die 30 nervigsten Talk-Show-Gäste". Ihrer Karriere schadet das nicht. Für Grünen-Politiker, sagt sie, sei es bei der eigenen Wählerschaft eine Art Auszeichnung, von "Bild" beschimpft zu werden.Kollegen der anderen großen Parteien hätten mehr Angst vor der Berichterstattung des Blatts. Sie würden bei ihrem Handeln auch viel stärker darauf achten, wie es bei der großen Zeitung mit den großen Lettern ankommen mag. "Natürlich nimmt 'Bild' Einfluss auf das politische Geschehen", sagt Roth. "Bei etlichen Kollegen erzeugt sie gehörigen Respekt."
Für die CDU hat 'Bild' innerparteilich die Funktion eines rechtspopulistischen Flügels übernommen. In dem Blatt wird formuliert, was sich anschließend in der öffentlichen Debatte instrumentalisieren lässt. Alles, was etwa insinuiert, dass "die Migranten" ein Problem in Deutschland darstellten, wird von Diekmanns Leuten mit Vorliebe aufgegriffen. Erst in "Bild" verdichten sich einzelne Meldungen und Kommentare zu einem fremdenfeindlichen Ganzen...

Im Springer-Verlag erscheinen auch die WELT, B.Z., Berliner Morgenpost, Hamburger Abendblatt und ihre Unterprodukte.

4 Kommentare:

  1. so sollten es alle verleumdeten halten, bis dieses käseblatt endlich pleite geht !

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  2. man bräuchte eine GegenBild. Ein linkes rücksichtsloses kampfblatt, dass dieser Dreckschleuder paroli bietet ...

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    1. www.bildblog.de
      es sollten bloß mehr von dieser GegenBild wissen..

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  3. Da ich kein Bild-Leser bin und auch selten Fern-sehe, ist mir die ganze Geschichte völlig entgangen. Freut mich aber, dass Frau Roth sich durchgesetzt hat. Neues Beispiel dafür, dass man sich nicht unbedingt verkaufen muss, sind "Wir sind Helden"

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